Ein Überblick über Revision von Text und Daten in Adobe InDesign-Dokumenten. Welche Lösungen gibt es und welche ist die Beste?
Print-Projekte, wie eine Broschüre oder ein Katalog, besteht u.a. aus Text und Daten, Zeitschriften und Bücher aus große Textmengen. Sie werden vom Kunden an die Grafik-Agentur geliefert und in Grafikprogramme wie Adobe InDesign, zusammen mit anderen Grafik-Elementen wie z. B. die Bebilderung, eingepflegt. Daten und Text sollten immer möglichst gründlich vorbereitet sein, damit der Gestaltungsprozess möglichst reibungslos verläuft. Das spart Zeit und Geld. Eine Kontrolle ist dennoch ein Muss und es gibt immer etwas zu verbessern – alles muss vor dem Druckgang einwandfrei sein.
Die Fehler können Kleinigkeiten sein, wie unglückliche Trennungen von Wörtern, Änderungen in letzter Minute für Preis oder Zeitpunkt von Produkten/Dienstleistungen, Flüchtigkeitsfehler oder notwendige textbasierte Verbesserungen. Es kann auch sein, dass der vorgesehene Text verkürzt werden muss, da der zur Verfügung stehende Platz im Layout nicht ausreichend ist. Diese Mängel können auf verschiedene Weise behoben werden.
Fehlerkorrektur über E-Mails, (Haft-) Notizen oder mündlich
Korrekturen können über E-Mails, über Notizen oder mündlich an die Agentur weitergegeben werden. Wenn es keine große Menge an Korrekturen gibt, ist diese Methode durchaus ein möglicher Weg. Ist der Aufwand recht umfassend, können diese Kommunikationskanäle sehr umständlich sein und eine deutlich höhere Fehlerquote bedeuten.
Adobe Reader – das bisher wohl meist verwendete Tool
Die App Adobe Reader war für diesen Zweck schon länger Standard. Das Programm ist kostenlos und wird über all in der Grafik- und Officebranche verwendet. In Adobe InDesign wird zunächst die PDF-Datei (portables Dokumentformat) generiert. Über die Notizfunktion kann punktgenau im Dokument angegeben werden, wo etwas zu korrigieren ist und in einem Textrahmen die Änderung mitgeteilt werden. Die Datei wird dann gespeichert.
Zurück in der Agentur werden die Anmerkungen dann einzeln z. B. per Copy-and-paste eingepflegt. Ist etwas unklar, können Kommentare, Fragen usw. nochmals im betreffenden Textrahmen aufgenommen und an das Lektorat zurückgesendet werden. Adobe Reader ist einfach zu bedienen, weswegen die Applikation zu einer Art Marktstandard geworden ist – weit über Grafikanwendungen hinaus.
→ https://www.adobe.com/de/acrobat/pdf-reader.html
Adobe Indesign – ein neues Feature kann das auch. Fast.
Inzwischen gibt es ein neues Tool in Adobe Indesign CC (CC = Creative Cloud). Dokumente können direkt aus InDesign exportiert und dann über einen generierten Link online im Browser korrigiert werden. Das heißt, auch hier werden die Fehler/Änderungen markiert und die Korrekturen notiert. Sie werden nun in InDesign direkt im geöffneten Dokument in einem Thread angezeigt. Schade ist allerdings, dass die Markierungen, die im Browser gemacht wurden, nicht genau dort in InDesign hinführen, wo sie gesetzt wurden und hingehören – nur der zu korrigierende Druckbogen wird angezeigt. Da muss man immer die genaue Stelle auf den Druckbogen selber suchen – das ist in Adobe Reader besser. Nützlich ist allerdings die Antwortfunktion: Wenn etwas unklar ist, können in InDesign Fragen/Antworten direkt an die korrigierende Person gesendet werden (oder andersherum) – und sie werden im Thread in Realzeit angezeigt.
Verlockend ist, Korrekturen direkt in InDesign zu bekommen, ohne das Programm zu verlassen, ohne etwas versenden/empfangen zu müssen. Das Tool braucht jedoch Feinschliff. Da InDesign CC ständig weiterentwickelt wird, ist zu vermuten, dass die Funktionen mit der Zeit und weiteren Aktualisierungen von Adobe erweitert werden. Aus meiner Sicht fehlt vor allem eine genauere Verortung der zu korrigierenden Stelle.
In beide Fällen (Reader/Indesign) müssen die Korrekturen von der Grafikerin/vom Grafiker übernommen und eingegeben werden. Außerdem – ohne Garantie, dass die korrigierende Person Rücksicht auf den zur Verfügung stehenden Platz nehmen kann. In dem Fall muss eine wiederholte Korrespondenz stattfinden. Kann es auch anders sein? Es gibt einige Onlinedienste, die dies ermöglichen sollen.
ID4Y
ID4Y macht ebenfalls eine Online-Revision eines InDesign Dokuments möglich, jedoch, ohne dass man eine InDesign Lizenz haben muss. Zuerst wird das Dokument auf dem Portal hochgeladen. Verschiedene Einstellungen machen es möglich einzugrenzen, was geändert werden kann und was nicht. Im Editor kann auch das Layout (im Rahmen der Freigabe vom Grafikerin/Grafiker) verändert werden. Nach der Revision wird das Dokument mit den schon implementierten Daten wieder heruntergeladen. Das spart Zeit, jedoch können hier nur bis zu 100 Seiten hochgeladen werden (die Dateigröße beträgt max. 100 MB), ein Buch mit z. B. 400 Seiten müsste dann in mehrere Dateien aufgeteilt werden. Die Preise sind gestaffelt, je nachdem, wie viele Personen die Freigabe für das Editieren bekommen. Der Einstiegspreis beginnt bei 27,50 € für 5 Freischaltungen und steigt mit weiteren Freischaltungen.
→ https://id4y.cloud/de
Language Wire
Language Wire bietet mit dem sog. Inlayout Editor ein cloudbasiertes Korrekturlesen an. Das Dokument wird hochgeladen und das Lektorat kann beginnen. Korrekturen werden über den Webbrowser eingegeben, und es besteht die Möglichkeit Genehmigungs- bzw. Korrekturstatus festzulegen, Notizen zu hinterlegen und Textveränderungen zu markieren. Inlayout Editor ist Textbasiert – das ist sinnvoll im abschließenden Proofingprozess, in dem das Layout schon freigegeben worden ist. In der Basisversion (300 € monatlich im Abomodell) können bis zu 2 GB große Dateien bearbeitet werden – in der Advanced Version bis zu 5 GB. Es gibt weitere Features und Optionen die zugeschaltet werden können. Diese Preisgestaltung liegt also höher als bei ID4Y und scheint auf den ersten Blick vor allem für Verlage und große Agenturen geeignet, die einen hohen Bedarf an Lektorat haben. Außerdem hat man bei Language Wire einen persönlichen Support.
→ https://www.languagewire.com/de/technologie/inlayout-editor
Fazit
Der Grafiker/die Grafikerin ist für die Gestaltung eines Qualitätserzeugnisses verantwortlich – die Korrekturen liegen aber nicht explizit in seiner Hand – dafür ist das Lektorat zuständig. Die reibungslose Revision von Daten und Text ist also kritisch und hier kommen die erwähnten Tools zu ihren vollen Nutzen.
Bei den zwei letzten Möglichkeiten werden Korrekturen direkt im Dokument implementiert, die ersten zwei sind mit höherem Aufwand verbunden. Dies relativiert sich je nach Größe des Projekts und der Kostenfrage.
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